Heimatkreis Odrau
Odrau (Odry)
Odrau (Odry)
Przemysl Ottokar, Markgraf von Mähren, bestätigt 1234 die Gründung der Abtei Tischnowitz bei Brünn und schenkte ihr aus besonderen Gnaden den Ort „Wihnanow“ (das bedeutet etwa Austrieb), dieser Ort liegt zwischen dem Pohorschberg (381 m ) und dem orthographisch linken Ufer der Oder. Unter den Zeugen erscheint auch Graf Milich, der Burggraf von Grätz (möglich ist , dass eine ursprüngliche Burgbefestigung auf dem „Milichberg" [438 m] mit diesem Namen zusammenhängt).
Die frühe Siedlung an der Oder wurde 1241 nach der Schlacht auf der Wallstatt bei Liegnitz durch den mongolischen Stamm der Kumanen zerstört. Um 1253 entstand die steinerne Oderburg und andere Befestigungsanlagen zum Schutz gegen erneute Überfälle der Kumanen. Sie erhielt den Namen des Flusses, an dem sie lag, Odra, Oderaf, - Odrau wurde ab dem 17. Jh. erst gebräuchlich. Erster urkundlich genannter Besitzer der Herrschaft Odrau war Albert von Sternberg (1267-1299). 1346 Dorf, 1357 Stadt, deutsche Besiedelung nach deutschem Recht. In einer 1362 ausgestellten Urkunde befreite ein Nachfahre der Sternbergs die Stadt vom Heimfallrecht. Als spätere Besitzer werden die Herren von Krawarn, Liederau, Zwola, Praschma, Werdenberg, Lichnowsky, Schlabrendorf und Fürstenberg (in der ersten Hälfte des 19.Jh. Besitz der Landgräfin Charlotte von Fürstenberg, die sich als besondere Gönnerin der Stadt erwies) genannt. Letzter Besitzer von Schloss Odrau war Graf Pototzk (1900-1945). Im Wappen der Stadt ein Holzturm mit Zinnen und Turmknöpfen (Zeichen eines hölzernen Wehrturmes). Begräbniskirche (1719), renoviert 1804 und 1921. Stadtpfarrkirche Apostel Bartholomäus, bestand schon im 13. Jh., 1457 im Besitz der Böhmischen Brüdergemeine, 1550-1629 lutherisch, 1640 verwaist, dann wieder instandgesetzt. Pfarrhaus (1700), Pfarrei 1373. 1624 wieder katholisch besetzt. Das Schloss an der Stelle der gotischen Burg entstand 1730, Barockschloss, Bauherr Freiherr von Lichnowsky. Der große Park wurde 1833 angelegt. 1964 große Teile des Schlosses durch Brand zerstört, 1966 gesprengt (heute Kaufhaus, ein Betonbau). Statue des Hl. Nepomuk (1714, früher Johannisbrücke), auf dem Stadtplatz Hl. Florian (1751), Marienstatue (1783), Springbrunnen (als Kaiser Franz-Josefs-Brunnen 1897 eingeweiht, Bildhauer Emil Zimmermann (1861-1928). Wirtschaft: Noch im 18.Jh. Bergbau auf Silber und Blei. Seiden- und Wollwaren, Tonöfen, Gummi- und Zementwaren, Landwirtschaft, beliebter Ort für "Sommerfrischler". Einwohner 1930: 4.000 (davon 342 Tschechen, 190 Ausländer). Bezirksstadt, Kreis Neutitschein, zum Reg. Bez. Troppau gehörend. mehr ...
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Historische Straßennamen in Odrau
Denkschrift zum Bau der Odrauer Schule 1932
Odrauer Heimatbüchlein von 1932
Dobischwald (Dobesov)
Dobischwald wurde zwischen 1260-1280 nach Magdeburger Recht angelegt. Der Ort gehörte zur Herrschaft Odrau. Die Gemeinde liegt 580 m ü. M., mitten durch den Ort geht die europäische Wasserscheide Oder/Donau. Zwischen 1480 und 1490 Bau einer Holzkirche durch Latzek von Liederau (Besitzer der Herrschaft Odrau). Die Kirche war als Filialkirche der Pfarrei Odrau zugeordnet. Nach Abriß der baufälligen Holzkirche wurde in den Jahren 1854/55 die heutige Kirche erbaut. Im Gemeindegebiet gab es noch 4 Kapellen. Haupterwerbszweig der Einwohner war die Landwirtschaft. 1930 hatte der Ort 409 Einwohner (überwiegend deutsch). Dobischwald gehörte 1938 zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Dörfel (Veska)
Die Anfänge des Ortes liegen im geschichtlichen Dunkel, die Gründung dürfte etwa im 12. Jh. liegen. Die Gemeinde gehörte zur Herrschaft Odrau, kirchlich zur kath. Pfarrei Odrau. Dörfel besaß eine hölzerne Filialkirche, 1788 wurde eine größere (die heutige) Kirche errichtet. Dörfel gehörte verwaltungsmäßig zur Gemeinde Groß-Hermsdorf. Erst 1866 wurde Dörfel selbständige Gemeinde.
1930 hatte der Ort 147 Einwohner (überwiegend deutsch). 1938 gehörte Dörfel zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Emaus (Emauzy)
Der Ort wurde 1786 als Kolonie mit dem Namen Emaus gegründet. Fürst Johann Karl Lichnowsky verband damit die Absicht, an der Straße Odrau Mährisch Weißkirchen ein Schankhaus zu betreiben. 1805 erbaute die Gemeinde inmitten des Dorfes eine Kapelle. Der Ort liegt am Fuße des Wessiedler Berges, man erzählt, daß zwischen dem Wessiedler Berg und dem sogenannten „Hasensteig" um die Jahrtausendwende eine Burg stand. So läßt sich vielleicht erklären, dass das Wappen von Emaus an eine Burg erinnert. Die schlesisch-mährische Grenze lief direkt durch die Ortschaft, so kam es, dass von 22 Häusern 21 zu Schlesien und eines (ein Gasthaus) zu Mähren gehörte. Da Emaus der Herrschaft Odrau unterstand, ergab sich, dass es gemeindemäßig zu Klein-Petersdorf (Schlesien) aber pfarramtlich zu Groß-Petersdorf (Mähren) gehörte.
1943 wurden die Gemeinden Groß-Petersdorf, Heinzendorf und Klein-Petersdorf zu einer Gemeinde Heinzendorf zusammengelegt. 1938 gehörte der Ort zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Anmerkung: Gretl und Kilian Leitz haben eine interessante Broschüre zusammengestellt, die auf 36 Seiten die Geschichte von Emaus darstellt und viele weitere Details über Emaus und Umgebung enthält. Im Anhang sind alle Begriffe und Maßeinheiten, die in der Broschüre vorkommen genau erläutert. Zu beziehen ist die Broschüre bei Kilian Leitz, Haugstr. 4, 74706 Osterburken.
Hier gibt es eine Leseprobe.
Groß-Hermsdorf (Hermanice)
Die Entstehung des Ortes liegt im Dunkeln. Groß-Hermsdorf liegt auf einer Hochebene auf ca. 500m Meereshöhe. Groß-Hermsdorf gehörte zum Gerichtsbezirk Odrau. Durch die Höhenlage bedingt, hat man vom Oberdorf aus einen guten Fernblick nach allen Seiten, wie z. B. bis zu den Beskiden. Haupterwerbszweig der Bevölkerung war die Landwirtschaft. 1930 hatte der Ort 377 Einwohner (nur Deutsche). 1938 gehörte Groß-Hermsdorf zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Groß-Petersdorf/ Klein-Petersdorf (Dolni Vrazne/ Horni Vrazne, nach 1955 Vrazne)
Urkundlich wird Petersdorf um 1374 erstmals genannt. Im Jahre 1481 wurde Petersdorf wegen Gebietsstreitigkeiten geteilt. Unterpetersdorf (Groß-Petersdorf) kam endgültig 1493 zu Mähren, und Oberpetersdorf (Klein-Petersdorf) verblieb bei der Herrschaft Odrau und kam damit automatisch zu Schlesien, wo es 450 Jahre verblieb, was bedeutete, daß die Landesgrenze zwischen Mähren und Schlesien das Reihendorf Petersdorf am Roßbach in zwei Teile zerschnitt (bis 1943). Sehenswert ist die kath. Kirche in Groß-Petersdorf, sie wurde 1799 eingeweiht und 1851 restauriert. 1933/34 wurde der Turm der Kirche in Groß-Petersdorf renoviert. Im Knopf der oberen Kirchturmspitze befand sich ein aus Zink gefertigter, röhrenförmiger Urkundenbehälter, der zugelötet war. Nach dem Öffnen erfuhr man, dass eine ursprüngliche, hölzerne Kirche baufällig geworden war, was zum Bau der neuen Kirche führte. Die Kirche wurde auch von den Einwohnern der Gemeinde Klein-Petersdorf genutzt wie auch Schule und Friedhof. Der alte Friedhof neben der Kirche wurde aufgelassen und ein neuer Gottesacker in einiger Entfernung von der Kirche angelegt. Das anlässlich der Einweihung neu aufgestellte ca. 2,80 m hohe Steinkreuz trägt die Jahreszahl 1876. 1930 hatte Groß- Petersdorf 497, Klein-Petersdorf 376 Einwohner (überwiegend deutsch). 1943 wurden die Gemeinden Groß-Petersdorf, Heinzendorf und Klein-Petersdorf (mit Emaus) zu einer Gemeinde Heinzendorf zusammengelegt. 1938 gehörten diese Gemeinden zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Heinzendorf (Hyncice)
Der Ort wird 1374 erstmals urkundlich genannt. Er gehörte zur Herrschaft Odrau, am Roßbach gelegen. Zwischen Neudek Lind Heinzendorf befand sich das sogenannte „Eiserne Tor". Der Ort hat eine Kapelle (1854 erbaut) mit großem Kreuz. Die Feuerwehr wurde 1882 von dem weltbekannten Naturforscher, dem Prälaten Johann Gregor Mendel, gegründet. Er spendete das Spritzenhaus mit Grundstück. J.G. Mendel ist in Heinzendorf geboren (1822-1884). 1902 wurde eine Gedenktafel zum 20jährigen Gründungsfest der Heinzendorfer Feuerwehr enthüllt. Sie erinnert an das Ehrenmitglied J.G. Mendel, der auch Ehrenbürger seines Heimatortes war. Das Geburtshaus Mendels steht noch in Heinzendorf. Es ist seit 2007 als eine attraktive Begegnungsstätte mit Museum und Wanderunterkunft eröffnet worden.
Heinzendorf hatte 1930 404 überwiegend deutsche Einwohner. 1943 wurden die Gemeinden Groß-Petersdorf, Heinzendorf und Klein-Petersdorf zu einer Gemeinde zusammengelegt. 1938 gehörte Heinzendorf zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Jogsdorf (Jakubcovice)
Von einem Jakob gegründet, 1374 vom Heimfallrecht befreit (urk. erwähnt), 1866 Bewilligung zur Konstituierung als eigene Ortsgemeinde, von Klein-Hermsdorf getrennt. Liegt im Odertal ca. 296 m hoch.
Industriebetriebe - vormals Knopffabrik, heute Spielwaren aus Holz. Steinbrüche, metallverarbeitende Betriebe. Historischer Glockenturm aus dem 17.Jh., eine 1854 erbaute Kapelle.
1938 Kreis Neutitschein. 1940 Zusammenschluss der Gemeinden Lautsch, Neudörfel und Jogsdorf zu einer Großgemeinde mit nahezu 1.000 Einwohnern, zum Gerichtsbezirk Odrau gehörend. 1930 333 Einwohner (davon 3 Tschechen und 3 Ausländer). Nach 1946 wurde es zu Odrau eingemeindet, ab 1995 wieder selbständige Gemeinde. 1993 wurde der Glockenturm von tschechischer Seite renoviert und eine tschechisch- deutsche Freundschaftstafel am Glockenturm angebracht. Die Einweihung fand unter Beteiligung früherer deutscher und heutiger tschechischer Bewohner von Jogsdorf statt. mehr ...
Lautsch (Loucky)
Die Gemeinde Lautsch, im Odertal gelegen, wurde im frühen 13. Jh. gegründet und 1374 vom Heimfallsrecht befreit. Sie zählt zu den ältesten Gemeinden des Gerichtsbezirks Odrau.Lautsch hatte früher auch einen hölzernen Glockenturm. 1901 war ein großer Tag für das Oderdorf, denn an diesem Tage erfolgte die Einweihung der neuen Kapelle. Diese Kapelle steht am flussabwärts rechten Ufer der Oder. Gleich in der Nähe führte eine gedeckte Holzbrücke als Hauptverbindung auf die andere Seite über die Oder. Die alte „überdachte Holzbrücke", war ein bauliches Kulturdenkmal, ein Schatz des Odertales, die einzige dieser Art mehrerer solcher Brücken im Odertal. Leider gibt es diese historische Brücke nicht mehr. Sie wurde ca. 1954 durch Eisgang in der Oder während der Schneeschmelze so stark beschädigt, dass man sich entschloss, sie abzureißen. Sie wurde durch eine schmucklose eiserne Bogenbrücke ersetzt.
Historisch ist auch das Gebäude der Lautscher Mühle. Die Mühle bestand seit 1571, als am Tage Pauli Bekehrung diese Mühle mit drei Gängen samt einem Erbe (Acker) im Dorfe dem Paul Schwarz durch Johann Thomas von Zwola ins Eigentum übergab. Lautsch bildete früher mit Neudörfel eine Dorfeinheit. 1943 wurden die Gemeinden Lautsch, Neudörfel und Jogsdorf zu einer Großgemeinde zusammengefasst. 1930 hatte Lautsch (allein) 402 Einwohner (nur deutsche). 1938 gehörte der Ort zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Neudörfel (Nova Ves)
Neudörfel, der bevölkerungsmäßig kleinste Ort im Gerichtsbezirk Odrau, wurde im Jahre 1760 durch den Odrauer Gutsherrn Graf Johann Karl Lichnowsky gegründet. Aus der Aufteilung eines Meierhofes entstanden siebzehn Häuslerwirtschaften, die sogenannten „Dominikalhäuseln“, die unter dem Namen Kolonie Neudörfel zusammengefasst wurden. Die Kolonie Neudörfel gehörte (wie bei Lautsch erwähnt) ursprünglich zur Gemeinde Lautsch. 1868 wurde der Ort selbständige Gemeinde.
Wahrzeichen von Neudörfel war die im Jahre 1821 erbaute Kapelle und die gedeckte Oderbrücke (identisch mit der erwähnten Brücke bei Lautsch). Vor allem die Kapelle gab Zeugnis von besonderer Zimmermannskunst im Kuhländchen. Durch Kriegseinwirkung wurde der Turm der Kapelle so stark beschädigt, dass man den historisch wertvollen Turm (mit Glocke) abreißen ließ und den Turmstumpf mit einem einfachen Blechdach abschloss. In Neudörfel steht eine ca. 250 Jahre alte Eiche, d.h. das Pflanzdatum liegt etwa um 1750 und stammt damit aus der Gründungszeit des Ortes. Neudörfel hatte 1930 169 deutsche Einwohner. 1938 gehörte Neudörfel zum Kreis Neutitschein. 1943 wurde der Ort zusammen mit Lautsch und Jogsdorf zur Großgemeinde Jogsdorf zusammengefasst. mehr ...
Kamitz (Kamenka)
Die Gründung des Ortes erfolgte im 13.Jh. im Zuge der Besiedelung des Kuhländchens, er gehörte zur Odrauer Herrschaft. Urkundlich wird der Ort erstmals 1575 erwähnt. Kamitz liegt auf einer Hochebene der Ausläufer der Sudeten, die mit dem Odergebirge auch Niederes Gesenke genannt werden. Der höchste Punkt der Gemeindeflur liegt bei ca. 560 m. Aus Dankbarkeit für die Errettung und das Überleben aus Pestzeit wurde im Jahre 1668 vermutlich eine erste hölzerne Kapelle gebaut, die später durch ein aus Stein gebautes Haus ersetzt wurde. Auf einem erhöhten Punkt, 561 m ü.d. M. stand eine Windmühle (1801 erbaut). 1930 hatte der Ort 578 Einwohner (nur eine Familie war tschechisch). 1938 gehörte Kamitz zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Klein-Hermsdorf (Hermanky)
Der Ort wird 1374 erstmals urkundlich erwähnt. Klein-Hermsdorf war die westlichste Gemeinde des Kuhländchens, zum Gerichtsbezirk Odrau gehörend. Das älteste Anwesen ist die Heitelmühle mit Sägewerk, sie gehörte 1423 zur Erbrichterei Groß-Hermsdorf. Eine Kirche mit umliegendem Friedhof wurde 1781/83 erbaut und ist der Hl. Anna geweiht (sehenswert). Sie war Filialkirche von Dörfel. Ein Steinbruch, etwa 1880 in Betrieb genommen, diente vor allem (wie auch in Jogsdorf) dem Abbau der sogenannten „Grauwacke". Durch die schöne Lage im Odertal, hatte der Ort viel Sommerfrischler (Urlaubsgäste), überwiegend aus Wien (der Ort wurde deshalb auch scherzhaft „Klein-Wien" genannt).
1930 hatte Klein-Hermsdorf 239 Einwohner (überwiegend deutsch). Der Ort gehörte 1938 zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Mankendorf (Mankovice)
Mankendorf liegt am südlichen Knie der Oder, einer geschichtsträchtigen Stelle. Hier überquerte die frühgeschichtliche „Bernsteinstraße" in einer Furt den Fluß. Diese Handelsstraße verband schon 1800 v.Chr. den Mittelmeerraum mit der Ostsee. Im Jahre 1891 fand man an diesem alten Handelsweg anlässlich des Eisenbahnbaues, nahe der Haltestelle Mankendorf, Gegenstände aus der jüngeren bis späteren Bronzezeit. Die Gründung Mankendorfs erfolgte im späten 13. Jh. Das Gebiet gehörte damals den Bludowitzen auf Titschein. Von 1383 stammt die erste Erwähnung des Dorfes mit dem Namen „Mankindof" in einer Lehensurkunde. Bis 1436 waren Mankendorfs Grundherren die mährischen Herren auf Alttitschein, davon 126 Jahre die Herren von Krawarn. Danach gelangte Mankendorf zur Herrschaft Odrau. 1448 wurde Mankendorf mit Odrau in die Landtafel von Troppau eingelegt und gehörte somit nicht mehr zu Mähren, sondern zu Schlesien (was allerdings erst nach langen Streitigkeiten 1613 durch Kaiser Mathias bestätigt wurde). Das Dorf lebte hauptsächlichst von der Landwirtschaft, es hatte eine Erbrichterei an einem Mühlgraben mit einer zweigängigen Mühle und seit 1589 einen herrschaftlichen Meierhof. Die Kirche wurde 1795/97 erbaut. Der Ort hatte 1930 811 Einwohner (überwiegend deutsch). 1938 gehörte die Gemeinde zum Kreis Neutitschein. 1997/98 wurde auf dem Friedhof in Mankendorf eine Gedenkstätte mit alten, deutschen Grabsteinen errichtet und die Kriegergedenktafel der deutschen Gefallenen des 1. Weltkriegs neu aufgestellt und eingeweiht. mehr ...
Pohorsch (Pohor)
Pohorsch zählt zu jenen Orten, die sich in der Geschichte des Bergbaues einen Namen gemacht haben. Älteste Aufzeichnungen, die bis zum Jahr 1200 zurückreichen, betreffen ausschließlich das Bergbauwesen. Bedeutsam war der Abbau von Edelmetallen, der nach Angaben eines Kirchenbuches bereits zu Beginn des 13. Jh. betrieben wurde. Der Bergbau in Pohorsch wurde bis ins 18. Jh. betlieben, bevor er aus Mangel an abbaufähigem Material eingestellt wurde. Der Ort liegt auf einem bewaldeten Hügel, einem letzten Ausläufer des Niederen Gesenkes. Wegen der waldreichen Umgebung und der gesunden Luft, war Pohorsch für Feriengäste und Sommerfrischler ein beliebter Ort. Der höchste Punkt des Dorfes liegt 481 m hoch, es ist der Pohorschberg. Pohorsch hatte eine alte Holzkirche und da zur damaligen Zeit Pohorsch hauptsächlichst Bergwerkssiedlung war, weihte man die Kirche zu Ehren des Hl. Prokop. Die Holzkirche wurde 1791 abgetragen und eine neue Kirche (die heutige) an ihrer Stelle errichtet. Pohorsch war selbständige Pfarrei. 1930 hatte Pohorsch 402 Einwohner (mit rein deutscher Bevölkerung). 1938 gehörte der Ort zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Taschendorf (Tosovice)
Der Name Taschendorf (lateinisch „Tasonis Villa) weist auf die Gründer des Ortes hin, den Edlen Tas (Thadeus), der ein treuer Kampfgefährte des Böhmenherzogs Bratislav II. (1037-1055) war. Die Gründung des Ortes ist nicht genau bekannt, fällt jedoch vermutlich in die o.g. Zeitspanne. Das Dorf gehörte zur Herrschaft Odrau. Taschendorf hatte ebenfalls wie Pohorsch eine bemerkenswerte Holzkirche, die 1909 abgebrochen wurde. An ihrer Stelle wurde eine neue Kirche gebaut. In dieser Kirche sind verschiedene Einrichtungen aus der alten Holzkirche erhalten bzw. eingebaut. 1930 hatte der Ort 327 Einwohner (deutsche). 1938 gehörte Taschendorf zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Werdenberg (Vitovka)
Werdenberg trägt den Namen der ehemaligen Grundherren der Stadt Odrau, die einem oberitalienischen Geschlecht entstammten, der Herren von Werdenberg. Sie legten den Werdenberger Meierhof an. Graf Lichnowsky, der spätere Herr von Odrau, ließ 1766 in der Nähe des Meierhofes, an der Straße nach Troppau, ein Schenkhaus und 24 Häuser erbauen. Dieser Kolonie gab er den Namen Werdenberg. 1770 wurde daraus eine Gemeinde, die anfangs zur Gemeinde Taschendorf gehörte. Bis zum Jahre 1886 stand in der Ortsmitte ein hölzerner Glockenturm (er dürfte ausgesehen haben wie derjenige in Jogsdorf, der nach der Renovierung 1993, heute noch steht). Nachdem der Glockenturm baufällig geworden war, entschloss man sich 1886 zum Bau einer Kapelle. 1930 hatte Werdenberg 179 Einwohner (überwiegend deutsch). 1938 gehörte der Ort zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Wessiedel (Veseli)
Schon im Jahre 1287 schenkte König Wenzel dem Grätzer Pfarrer Heinrich unter anderem das Dorf Siedlperch; der Odrauer Chronist Prof. Anton Rolleder nimmt an, daß es sich dabei um den Ort Wessiedel handelt. In Wessiedel stand auf erhöhtem Platz eine bereits 1721 erbaute Windmühle. Wessiedel war eine selbständige Gemeinde mit Erbrichterei, eigener Pfarrstelle mit Kirche (1787 eingeweiht) und Friedhof.
1930 hatte der Ort 419 Einwohner (überwiegend deutsch). 1938 gehörte Wessiedel zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Lindenau (Lipna)
Etwa 16 km nach Olmütz, links in die Bezirksstraße nach Bodenstadt (heute Potstad und Str.-Nr. 44l ) einbiegend, führt die Straße durch die abwechslungsreiche Berglandschaft der südlichen Ausläufer des Odergebirges. An der Straße ca. 5 km nach Bodenstadt liegt links im Tal des Lindenauer Baches, der in die Oder mündet, das frühere deutsche Örtchen Lindenau auf 517 m Meereshöhe. 1388 erstmals urkundlich erwähnt, gehörte es in erweitertem Sinne zu den 100 Orten des Kuhländchens, an der deutsch-tschechischen Sprachgrenze. Der Ort birgt eine Besonderheit, die Lindauer Holzkirche, dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht, ist sie ganz aus Holz, uralt und sehr baufällig. Der Kirche wurde im Jahre 1408 Beneficum erlassen, der Friedhof wurde 1854 mit einer neuen Mauer versehen. In der Pfarrchronik in Bodenstadt ist zu lesen, daß die Gemeinden Lindenau, Potschkau und Rudelzau im Jahre 1408 schon Holzkirchen mit eigener Kuratie besaßen.
In der Nähe der Kirche steht noch das Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege, in deutscher Beschriftung. 1930 hatte Lindenau 346 Einwohner (überwiegend deutsch). Das Dorf gehörte 1938 zum Kreis Neutitschein. mehr ...
Wigstadtl (Vitkov)
In der unmittelbaren Nachbarschaft des Kuhländchens, liegt die Stadt Wigstadtl auf 460 m Meereshöhe. Die Stadt liegt im Niederen Gesenke, zwischen Mohra und Oder. Die erste urkundliche Erwähnung stammt von 1301, als Wigstadtl das das Leobschützer Recht besaß und wo Bergbau auf Gold und Silber betrieben wurde, in den Besitz der Herzöge von Troppau kam. Spätere Besitzer waren die Herren von Oderski und von Wipplar (unter letzteren wurde Wigstadtl Herrschaftssitz). 1523 wurde der Stadt Recht auf einen Wochenmarkt gewährt. 1648 wurde die in der Nähe befindliche Burg Wigstein, beim Herannahen der Schweden gesprengt. Seitdem ist diese Burg Ruine. Das Wappen stammt vielleicht schon aus dem 14. Jh.: blau-silber gespalten, rechts ein schwarzes Jagdhorn mit roter Schnur, links zwei rote Sparren.
Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, vor dem 16. Jh., in der Reformationszeit bis 1635 lutherisch, 1860 Neubau. Die Friedhofskapelle stammt aus dem Jahre 1625 und wurde im 19. Jh. erneuert. Die Wigstadtler Kirche war weit und breit als Prachtbau bekannt. In rein gotischem Stil strebte sie von ihrem erhabenen Platze mit einer Turmhöhe von 62 Metern, die ganze Umgebung beherrschend, empor. Die vier Altäre der Inneneinrichtung sind Meisterwerke des Holzbildhauers Ferdinand Stuffleser aus St. Ulrich in Tirol. Die herrliche Glasmalerei der Fenster setzte selbst erfahrene Glasfachleute in Erstaunen. In den 30er Jahren schnitzte der aus Tirol stammende und in Fulnek wirkende Holzschnitzer F. Rabiser, im Auftrag Wigstadtler Kaufleute, für die Kirche die 12 Apostel lebensgroß, die von dem Kunstmaler und Vergolder Josef Seidler (aus Wigstadtl) bemalt wurden. Nach 1945 benützte die Sowjetarmee dieses wunderbare Gotteshaus als Pferdestall. Lange Zeit leerstehend, wurde vor einigen Jahren die Orgel renoviert und die Kirche wieder hergerichtet. Sie dient heute nicht mehr sakralen Zwecken, sondern ist nach derzeitigen Informationen ein Konzerthaus (für Gottesdienste dient die Friedhofskapelle). Die 12 Apostel stehen zu je sechsen an den Längsseiten in der Kirche. Wer in der Nähe ist, sollte es nicht versäumen, sich dieses schöne Gotteshaus anzusehen. 1930 hatte Wigstadtl-Stadt 4.818 Einwohner. 1938 gehörte es zum Kreis Troppau. mehr ...