Mundart

Wer kennt sie noch, die unverwechselbare und ausdrucksstarke Sprache unserer Eltern oder Großeltern?

Die Mundarten sind ein Erbteil unserer Vorfahren und ein Vermächtnis, das nicht immer genügend gewürdigt wird. Sie sind aus der ursprünglichen Sprache der deutschen Stämme hervorgegangen. Dagegen ist die Schriftsprache aus Gründen der Zweckmäßigkeit, anfangs als Kanzleisprache, im 14. Jahrhundert geschaffen worden. Für uns Kuhländler ist unsere Mundart noch etwas mehr: Sie ist ein Stück unserer lieben Heimat, das wir in die Vertreibung mitnehmen konnten. Wir sollten sie daher nicht wie unnützes und überflüssiges Zeug wegwerfen.

Natürlich ist das Industriezeitalter kein besonders günstiger Boden für die Erhaltung der Mundarten. Aus Untersuchungen, die schon vor einiger Zeit durchgeführt wurden, ging deutlich hervor, daß auch die Jugend der bayerischen, schwäbischen oder norddeutschen Bevölkerung nicht mehr so wie früher an ihrer angestammten Mundart interessiert ist. Sie möchte auch im Berufsleben nicht durch eine landschaftlich gefärbte Aussprache (z. B. bayerisch, schwäbisch, platt) auffallen, obwohl natürlich die Tüchtigkeit und der Erfolg im Beruf davon sicherlich nicht abhängen. Um wieviel mehr ist unsere heimatliche kuhländler Mundart bedroht, fehlt uns doch eine geschlossen siedelnde bäuerliche oder auch nur städtische Bevölkerung. Um so mehr sollten wir alles daran setzen, dieses mitgebrachte Stück Heimat noch zu erhalten.

Der Verein und auch das Kuhländler Archiv haben keine Mühe gescheut, umfangreiche Literatur und Tondokumente zum Erhalt der Mundart zu sammeln. Zum 50jährigen Vereinsjubiläum haben wir in unserem Buch "Kuhländler Mundart-Sammlung", 1. Aufl. 2002 eine Auswahl der umfangreichen Lieder, Erzählungen, Gedichte oder Theaterstücke in unserer Mundart zusammengestellt. Dazu gibt es seit 2004 eine Ergänzungsbroschüre mit Auszügen der Originalliteratur und Tonaufnahmen auf CD's.


Der Verein unterstützt auch die Arbeit an dem "Sudetendeutschen Wörterbuch", das an der Universität Gießen entsteht.
 
Vielleicht gibt es unter den Lesern einige sprachbegabte, interessierte Menschen, die einen Arbeitskreis zur Wiederbelebung unserer Mundart gründen wollen?

 

Beispiel: Dreigesang    "Wünsch dir einen schönen, guten Abend" 

                                                         und  "Schlaf, Kindelein süße"

 

Mundartbeispiel  aus dem Buch "H. Schulig: Meine Heimat, das Kuhländchen. Jägerndorf 1908"

 

Über die Kuhländler Mundart

Die so charakteristische Mundart der Kuhländler entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte aus der Umgangssprache der Vorfahren, die aus verschiedenen Gegenden Deutschlands und Westeuropas, Nordmähren und Schlesien, das Kuhländchen besiedelten. Sie ist ebenso wie die schlesischen und nordmährischen Dialekte dem Ostmitteldeutschen zuzuordnen.
Die Mundart war keineswegs einheitlich und zeigte oft von Dorf zu Dorf lautliche Unterschiede. Es scheint, daß der in Kunewald gesprochene Dialekt die spezifischen Merkmale des Kuhländler Dialekts in sich vereinigte. Z. B. wurde das „l“ nach „a“ oder „e“ „gewolgert“, d. h. es wurde im hinteren Teil der Mundhöhle gebildet. Die schriftsprachlichen Vokale erscheinen abgewandelt, z. B. links wird „lenks“, aus rund  „rond“, süß wird „siß“, eine Eule „a Ail“ und aus neu wird „nai“. Schriftsprachliche Vokale werden zu Diphtongen, so bei gar „goar“, aus Mädchen wird „Maedle“, Garten wird zu „Goete“. Artikel wurden reduziert: Der Vater „d’ Votr“, die Mutter “d’ Mouttr“, das Kind „s’ Kend“. Das „r“ wurde gerollt (sogenanntes Zungen-r) wie an der deutschen Bühnensprache. Eine eigene Umgangssprache entwickelte sich in den Städten. Sie stand der Hochsprache näher, zeichnete sich aber auch durch spezifische Merkmale aus. Für die Dorfbewohner des Kuhländchens war der städtische Dialekt „vornehmer“: „Die hon viernehm geredt“.
Die im Kuhländchen gesprochene Umgangssprache zeigte, im Vergleich zu den benachbarten schlesischen Dialekten, eigenständige Unterschiede im Hinblick auf den Wortschatz. Bezeichnungen wie „Karfiol“ (für Blumenkohl), „Paradeiser“ (für Tomaten), „Kukurutz“ (für Mais), „Erdäpfel“ (für Kartoffel) oder „Kren“ für Meerrettich, „Spennadel“ Stecknadel, „Schwammerlsuppe“ für Pilzsuppe, „Kamin“ für Esse oder Schornstein, „Spengler“ für Klempner und viele andere Ausdrücke stammen aus dem österreichischen Sprachraum und sind durch die Zugehörigkeit unserer alten Heimat zur Habsburgermonarchie, mit dem sprachlichen Ausstrahlungszentrum Wien, zu erklären. Es handelt sich um sogenannte Austrizismen, die in mehr oder weniger abge- wandelter Form in alle Sprachen der ehemaligen Donaumonarchie eingedrungen sind. Das betrifft auch die im täglichen Leben unserer alten Heimat gebrauchten Verkleinerungsformen, wie z. B. „a Zimmerl, a Buberl, a Hunderl“ usw.
Unserer Kuhländler Mundart ist in vielen Volksliedertexte, Gedichte, Erzählungen, Theaterstücken und auch Romanen festgehalten.
Aus: Kuhländchen - unvergessene Heimat.

Der alte Junggesell

Dr Mechl ies a Jonggesell,                     Escht hotr’s heien fot gelon
Har ies schon viezich Joehr,                  Oann docht, doas käm zeraecht,
Oann ai samm Schnauzer lichln hell      Eß oawer schnoappts iehm schon sehr nohn
Di selwrgroe Hoer.                                Oanns gieht nimehr sue laecht.

Har ies ganz lämmerich gewuien,         Har mecht oak ganz a jonges Blut,   
har setzt drhaem oann fnokst.             Ni sue a alde Schoarr
Die Weiwr lehn iehm ann Uien              Oann wennr ni bald heien tut,
Miet nischt oals miettr Hoxt.                 Do wird har noch a Noarr.

Dr. Richard Hauptmann/Deutsch-Jaßnik

 

Jährliche Mundart-Tagung am Heiligenhof

Wir empfehlen auch den Besuch der jährlichen Mundart-Tagung am Heiligenhof in Bad Kissingen. Sie findet jeweils am ersten März-Wochenende statt. Hier treffen Sie praktizierende Mundart-Sprecher, Anfänger, Profis und Experten für alles, was mit Sprache zusammenhängt. Neben Meinungsaustausch, Vorträgen und Übungen findet am Samstag Abend meist eine festliche Veranstaltung mit Lieder, Gedichten, Geschichten, Musik und Tänzen aus einer Mundart-Region statt.

Bei Interesse lassen Sie sich bei der Heimatpflege der Sudetendeutschen, Hochstr. 8, 81669 München vormerken. Sie erhalten dann jedes Jahr im Januar die Anmeldungsunterlagen zugesandt.

 

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